• 23.02.2010 Gründung des Fotostammtisches im Speicher des Bispinghofes
• 04.09.2011 Eröffnung der Fotowerkstatt; Ausstellung: Themen
• 03.08.2012 Teilnahme am ersten Nordwalder Sommerspektakel
(Begrüßung, vor allen Dingen den Solisten Pjotr Ragno)
Ja, Sie haben Recht, ich kann es nicht lassen: einmal Lehrer, immer Lehrer. Und die Deutschlehrer sind die schlimmsten.
Der muss selbst zur Eröffnung einer FOTOWERKSTATT GOETHE zitieren.
Im ersten Teil vom Faust verschreibt Faust dem Teufel seine Seele, wenn er nur einmal im Leben wirklich glücklich ist.
Wörtlich heißt es da:
Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!
Aus der Sicht des Fotografen würde ich das heute so übersetzen:
Wenn ich das einzigartige Motiv gefunden habe,
das ich in einer Momentaufnahme (der berühmten 125/sec) einfangen könnte,weil es so schön ist,
dann kann ich mit der ganzen Fotografiererei (und so manchem anderen auch) aufhören...
Ohne es zu ahnen, kann man also Goethe auch zu den ersten Fotografen zählen. Nur haben wir heute doch einige Schwierigkeiten mit dem Schönen.
Seit Walter Benjamin mit seinen 'nicht mehr schönen Künsten' traut man sich nur noch in der Werbung hemmungslos, das Schöne abzubilden in einer Penetranz und Starrheit, die uns auch schon wieder auf die Nerven geht. Aber im tiefsten Grunde unseres Herzens suchen wir immer noch nach dem Schönen, lichten es ab, hängen es zur Beruhigung an die Wand und zwingen damit diesen eingefrorenen Goethischen 'Augenblick' zum 'Verweilen'. Mit dem 'Zugrundegehen' haben wir es dann meistens nicht mehr ganz so eilig...
Wenn es das 'Schöne' schlechthin nicht mehr vorbehaltlos und unumstritten gibt, was wir in der Fotografie abbilden sollen, möchten, dürfen, was ist es dann?
Vielleicht das Wichtige, das Wesentliche, das Ungewöhnliche, das bisher Unbeachtete, das Ergreifende, das Aufrüttelnde, das Beruhigende, das Fröhliche, das Traurige...
Sagen wir es doch ganz einfach, ein einzigartiges Motiv hat das alles.
Und das ist ein hoher Anspruch...
Viele große Fotografen haben diesen 'Augenblick' auch nur ganz selten zu sehen bekommen, viele Fotografen sind auch nur mit einem Bild in die Galerien eingegangen. Aber ob man jemals in den Genuss dieses besonderen Augenblickes gekommen ist, das weiß man ja auch erst - Teufelseidank - wenn man sein Oevre abgeschlossen hat...
Aber zum Trost eines jeden Fotografen hat der alte Goethe auch noch den rechten Spruch dabei:
Wer immer strebend sich bemüht,
den können wir erretten.
Aus der Sicht des Fotografen würde ich das heute so übersetzen:
Nur wer dranbleibt wird irgendwann das Foto seines Lebens machen, den rechten Augenblick im Foto zum verweilen bringen.
Und es wäre doch eine im wahrsten und Goethischen Sinne ein 'schöner Augenblick', wenn das hier in der FOTOWERKSTATT passieren könnte, wenn die FOTOWERKSTATT dem einen oder anderen faustisch suchenden Fotografen dazu verhelfen könnte, seinen Augenblick zu finden. Er muss ja dann auch nicht unbedingt sofort danach ins Gras beißen...
Der Worte sind genug gewechselt,
lasst mich auch endlich Taten sehn (Vorspiel auf dem Theater)
Ja, muss man für die Eröffnung eines 'Bastelkellers' so viel Aufwand betreiben?
Im Prinzip, nein.
Aber diese FOTOWERKSTATT soll schon etwas anderes sein, als ein privater Hobby-Raum: Sie soll auch ein 'öffentlicher' Raum für Begegnungen, Fotoselbsthilfegruppen, soll Experimentalwerkstatt und Ausstellungsraum werden. Und eine interessierte Öffentlichkeit soll immer wieder darauf hingewiesen werden, was in der Foto-Hexen-Wunderküche so alles möglich ist.
Denn noch nie in Deutschland hat es eine derartige Dichte an hochwertigen Foto-Ausrüstungen gegeben wie heute. Noch nie sind aber auch so viele unnötige, schlechte oder dem Vergessen preisgegebene Fotos gemacht worden, wie heute.
Experten sehen gar voraus, dass der Beginn des 21. Jahrhunderts eine Zeit werden könnte, die ein katastrophal schlechtes 'Bilder-Gedächtnis' haben wird, weil wir nicht oder nur unzureichend in der Lage sein werden, unsere digitale Bilderflut über sie Zeit zu retten. Ein Film hält vielleicht 100 Jahre, eine CD mit Bilddateien vielleicht noch eine Generation, und was kommt dann??? Bei der miserablen Qualität vieler Schnellschüsse wäre das kein Verlust, aber unter den zahllosen fotografischen Eintagsfliegen sind manchmal auch wahre Perlen der Fotografie. Man muss sie aber auch erst mal erkennen und dann mehr davon machen...
Es gibt also viel zu tun auf dem Gebiet der Fotografie. Packen wir es an, hier in der FOTOWERKSTATT, und dann zu Hause und überall, wo es was Bedeutendes, Ergreifendes, Wichtiges, Lustiges, Trauriges usw. zu sehen gibt und halten wir es fest in dem Augenblick, zu dem wir dann sagen möchten:
Verweile doch! du bist so schön!
© G.Pf.2011
Ein fotografisches Kunstwerk kann ohne weitere Erklärung aus sich heraus wirken, es bedarf keiner Erläuterungen, ist als Bild (allgemein-) verständlich, es muss nicht als Kunstwerk 'behauptet' werden.
Ein fotografisches Kunstwerk weist über den abgebildeten Gegenstand hinaus, ist nicht nur für den Fotografen von Belang, muss eine allgemeinere Bedeutung haben, muss über Zeit und Raum Interesse beanspruchen können.
Ein fotografisches Kunstwerk sollte die Handschrift des Fotografen erkennbar machen (häufig nur möglich bei größeren Serien, über längere Zeiträume hinweg), es sollte unverwechselbar in seiner Art sein.
Ein Fotografisches Kunstwerk muss etwas Neues, noch nicht Dagewesenes darstellen, oder es muss etwas Bekanntes auf neue oder ungewöhnliche Art und Weise darstellen. Es muss einzigartig sein, ein Objekt auf den Punkt bzw. auf das Bild bringen.
Ein fotografisches Kunstwerk muss technisch überzeugen, die fotografischen Mittel müssen bewusst gesetzt sein. Perfektion oder überlegenes Equipment allein genügt noch nicht...
Bei einem fotografischen Kunstwerk müssen Form und Inhalt entsprechen, d.h. dass die eingesetzten fotografischen Mittel dem dargestellten Objekt angemessen sein müssen.
Ein fotografisches Kunstwerk sollte (trotz 5 und 6) auch ästhetischen Normen entsprechen und eine gewisse 'Anschaulichkeit' gewährleisten, dem Harmonie-, Ordnungs- oder 'Schönheits'-Bedürfnis des Menschen entgegenkommen oder gezielt dagegen verstoßen siehe auch 6).
Eine fotografisches Kunstwerk muss (auch) Emotionen transportieren.
Ein fotografisches Kunstwerk muss vielschichtig sein, muss mehrere Bedeutungsebenen haben, darf etwas Geheimnissvolles, Unerklärliches haben.
Ein fotografisches Kunstwerk muss auf der Höhe der Zeit sein, es muss die ästhetischen, optischen, inhaltlichen Gegebenheiten der Zeit reflektieren, berücksichtigen und vor diesem Hintergrund sich selbst definieren und behaupten. Wir können uns nicht nur ewig wiederholen, Vorbilder lediglich nachmachen.
© G.Pf.2011
Man muss beim Charakter des Lichts unterscheiden zwischen weichem und hartem Licht.
Hartes Licht entsteht durch kleine oder weit entfernte Lichtquellen (Spots, direktes Sonnenlicht). Die Schatten sind scharf, der Kontrast zwischen Licht und Schatten ist groß.
Weiches Licht kommt von großen leuchtenden Flächen (Wafern, reflektierenden Wänden, Aufhellern oder vom bedecktem Himmel und indirektem Licht). Die Kontraste zwischen Licht und Schatten verlaufen kontinuierlich und sind nicht so groß.
Die Richtung des Lichte ist wesentlich für seine Funktion:
Licht von vorne zeigt das Wesentliche (Hauptlicht), ohne Akzente zu setzen.
Licht von der Seite macht Strukturen deutlich, hebt Oberflächen hervor.
Gegenlicht bringt Tiefe ins Bild, hebt den Hauptgegenstand vom Hintergrund ab.
Bei der Verwendung der Lichtanlage sollte man sich klarmachen, welche Vorsätze der Anlage welche Licht-Charaktere erzeugen. Durch die Reduzierung oder Erweiterung der Abstände zwischen Anlage und Objekt kann man den Charakter des Lichts noch weiter beeinflussen (näher = weicheres Licht, weiter = härteres Licht). Durch die Kombination der verschiedenen Möglichkeiten muss dann das endgültige Licht gefunden werden.
Jede Lampe kann einzeln gedimmt werden, so dass man die Lampen untereinander 'abwägen' kann. Das Einstelllicht entspricht in etwa der späteren Ausleuchtung, die dann etwa 100 mal heller sein wird. (Man kann auch nur mit dem Einstellicht fotografieren!)
Eine Standarteinstellung (bei Porträts), von der man ausgehen kann, ist folgende:
Als Hauptlicht Seitenlicht schräg von vorne mit einem etwas erhöhten, mittelgroßem Schirm oder einem kleinen Strahler in etwa 2m Entfernung. Beide Augen sollten Licht bekommen
Aufhellung auf der anderen Seite mit einem großen Wafer oder einem Aufheller. Dieses Licht darf nicht heller sein als das Hauptlicht.
Hinter dem Objekt von oben ein Gegenlicht, das das Objekt plastisch vom Hintergrund abhebt. Diese Gegenlicht darf heller sein als das Hauptlicht.
© G.Pf.2012